Was macht ein Pferd am Herd?

Es war einmal ein altes, halb verfallenes Steinhaus mitten im wunderschönen Wienerwald. Umgeben von saftigen Wiesen und dichten Wäldern, fristete es sein trauriges, einsames Dasein. Es sehnte sich nach Gesellschaft, nach Menschen, die ihm Leben einhauchen und es wieder zu einem Heim machen würden. Doch bis auf ein paar Mäuse, die in dem alten Gemäuer Schutz fanden, und Zauneidechsen, die sich an warmen Tagen an den Steinmauern sonnten, blieb es weiterhin vergessen.

Das alte Haus hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, als an einem grauen, regnerischen Tag plötzlich Samuel und Helga vor der Tür standen. Sie waren auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft für sich und ihre Pferde. Kaum waren sie hier angekommen, schauten sie einander an, lächelten und wussten, das wird ihr neues Zuhause. Furchtlos machten sich die beiden ans Werk, um das Gemäuer aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Stück für Stück wurde es in mühevoller Kleinarbeit wieder hergerichtet. Das gefiel dem Haus und es genoss die Zuwendung sehr.

Als erstes wurde der Stall fertig – und neben den beiden Pferden zogen vorübergehend auch die neuen, stolzen Besitzer hier ein. So etwas hatte das alte Haus noch nicht erlebt, aber es gefiel ihm. Endlich war wieder was los. Es wurde gekocht, gegessen und Freunde kamen zu Besuch. Auch die Pferde fanden schnell Gefallen an der neuen Wohnsituation. Wann hatten sie schon jemals Gelegenheit, ihren Besitzern beim Kochen in die Kochtöpfe zu schauen?

So kam das Pferd zum Herd.

Heute lebt die außergewöhnliche WG wieder getrennt voneinander – aber nur ein paar Meter: Samuel und Helga im fertig renovierten Haus und die Pferde, auch wenn sie ihre kleine „Herde“ gern immer beisammen hätten, im Stall oder auf ihrer Koppel gleich hinterm nahen Honigkistl, wo sie nach wie vor voll in den Familienbetrieb eingebunden sind, quasi als Verkaufspersonal. Immerhin sind sie es, die beobachten, was alles gekauft wird, ob der Apfelsaft schmeckt und wer wiederkommt.

mehr